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Freiburger Appell
(2002)
Aus großer Sorge um die Gesundheit unserer Mitmenschen wenden
wir uns als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen
speziell der Umweltmedizin, an die Ärzteschaft, an Verantwortliche
in Gesundheitswesen und Politik sowie an die Öffentlichkeit.
Wir beobachten in den letzten Jahren bei unseren PatientInnen
einen dramatischen Anstieg schwerer und chronischer Erkrankungen,
insbesondere
• Lern-, Konzentrations- und Verhaltensstörungen bei Kindern
(z.B. Hyperaktivität)
• Blutdruckentgleisungen, die medikamentös immer schwerer
zu beeinflussen sind
• Herzrhythmusstörungen
• Herzinfarkte und Schlaganfälle immer jüngerer Menschen
• hirndegenerative Erkrankungen (z.B. Morbus Alzheimer)
und Epilepsie
• Krebserkrankungen wie Leukämie und Hirntumore Wir beobachten
außerdem ein immer zahlreicheres Auftreten von unterschiedlichen,
oft bei Patienten als psychosomatisch fehlgedeuteten Störungen
wie
• Kopfschmerzen und Migräne
• chronische Erschöpfung
• innere Unruhe
• Schlaflosigkeit und Tagesmüdigkeit
• Ohrgeräusche
• Infektanfälligkeit
• Nerven- und Weichteilschmerzen, die mit üblichen Ursachen
nicht erklärlich sind um nur die auffälligsten Symptome
zu nennen. Da uns Wohnumfeld und Gewohnheiten unserer Patienten
in der Regel bekannt sind, sehen wir, speziell nach gezielter
Befragung, immer häufiger einen deutlichen zeitlichen und
räumlichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieser Erkrankungen
und dem Beginn einer Funkbelastung z.B. in Form einer
• Installation einer Mobilfunkanlage im näheren Umkreis
der Patienten
• Intensiven Handynutzung
• Anschaffung eines DECT-Schnurlos-Telefones im eigenen
Haus oder in der Nachbarschaft. Wir können nicht mehr an
ein rein zufälliges Zusammentreffen glauben, denn:
• zu oft beobachten wir eine auffällige Häufung bestimmter
Krankheiten in entsprechend funkbelasteten Gebieten oder
Wohneinheiten,
• zu oft bessert sich die Krankheit oder verschwinden monate-
bis jahrelange Beschwerden in relativ kurzer Zeit nach Reduzierung
oder Eliminierung einer Funkbelastung im direkten Umfeld
des Patienten,
• zu oft bestätigen zudem baubiologische Messungen außergewöhnlicher
elektromagnetischer Funkintensitäten vor Ort unsere Beobachtungen.
Aufgrund unserer täglichen Erfahrungen halten wir die 1992
eingeführte und inzwischen flächendeckende Mobilfunktechnologie
und die seit 1995 käuflichen Schnurlostelefone nach DECT-Standard
für einen der wesentlichen Auslöser dieser fatalen Entwicklung!
Diesen gepulsten Mikrowellen kann sich niemand mehr ganz
entziehen. Sie verstärken das Risiko bereits bestehender
chemischer und physikalischer Umwelteinwirkungen, belasten
zusätzlich die Immunabwehr und können die bisher noch ausgleichenden
Gegenregulations- mechanismen zum Erliegen bringen. Gefährdet
sind besonders Schwangere, Kinder, Heranwachsende, alte
und kranke Menschen. Unsere therapeutischen Bemühungen um
die Wiederherstellung der Gesundheit bleiben immer häufiger
ohne Erfolg. Denn das ungehinderte Eindringen der Dauerstrahlung
in Wohn- und Arbeitsbereiche, speziell in Kinder- und Schlafzimmer,
die wir als äußerst wichtige Orte der Entspannung, Regeneration
und Heilung ansehen, verursacht pausenlosen Streß und verhindert
eine grundlegende Erholung des Kranken. Angesichts dieser
beunruhigenden Entwicklung sehen wir uns verpflichtet, unsere
Beobachtungen der Öffentlichkeit mitzuteilen, insbesondere
nachdem wir hörten, daß deutsche Gerichte eine Gefährdung
durch Mobilfunk als „rein hypothetisch“ betrachten (siehe
Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim vom Frühjahr
2002). Was wir in unserem Praxisalltag erleben ist alles
andere als hypothetisch! Wir sehen die steigende Anzahl
chronisch Kranker auch als Folge einer unverantwortlichen
Grenzwertpolitik, die, anstatt den Schutz der Bevölkerung
vor den Kurz- und besonders Langzeitauswirkungen der Mobilfunkstrahlen
zum Handlungs- maßstab zu nehmen, sich dem Diktat einer
längst hinreichend als gefährlich erkannten Technologie
unterwirft. Es ist für uns der Beginn einer sehr ernst zu
nehmenden Entwicklung, durch welche die Gesundheit vieler
Menschen bedroht wird. Wir lassen uns nicht länger vertrösten
auf weitere, irreale Forschungsergebnisse, die erfahrungsgemäß
oftmals von der Industrie beeinflußt werden, während beweiskräftige
Untersuchungen ignoriert werden. Wir halten es für dringend
erforderlich, jetzt zu handeln! Als ÄrztInnen sind wir vor
allem Anwälte unserer PatientInnen. Im Interesse aller Betroffener,
deren Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit
derzeit aufs Spiel gesetzt wird, appellieren wir an die
Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen. Unterstützen
Sie mit Ihrem ganzen Einfluß unsere Forderungen:
• neue gesundheitsverträgliche Kommunikationstechniken mit
interessenunab- hängiger Abwägung der Risiken speziell vor
deren Einführung und als Sofort- maßnahmen und Übergangsregelung
• Massive Reduzierung der Grenzwerte, Sendeleistungen und
Funkbelastungen auf ein biologisch vertretbares Maß speziell
in Schlaf- und Regenerations- bereichen
• Kein weiterer Ausbau der Mobilfunktechnologie, damit die
Strahlungsbe- lastung nicht noch um ein Vielfaches zunimmt
• Mitspracherecht der Bevölkerung und der Gemeinden bei
der Standort- planung der Antennen, was für eine Demokratie
selbstverständlich sein sollte
• Aufklärung der Bevölkerung und speziell der Handynutzer
über die Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder und
somit bewussterer Umgang, Handyverbot für Kinder und Nutzungseinschränkung
für Jugendliche
• Verbot der Handybenutzung in Schulen, Krankenhäusern,
Altenheimen, Veranstaltungsstätten öffentlichen Gebäuden
und Verkehrsmitteln analog dem Rauchverbot
• Handy- und Mobilfunkfreie Zonen analog autofreien Bereichen
• Überarbeitung des DECT-Standards für Schnurlos-Telefone
mit dem Ziel, die Strahlungsintensität zu reduzieren und
auf die tatsächliche Nutzungszeit zu begrenzen sowie die
biologisch kritische Pulsung zu vermeiden
• Industrieunabhängige Forschung endlich unter Einbeziehung
der reichlich vorhandenen kritischen Forschungsergebnisse
und unserer ärztlichen Beobachtungen
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